Dichtig Vorgestellt

Im Jahr 1989 geboren, mitten im Herzen Kölns, fand Cem Dogan schon früh seine Begeisterung für Zahlen. Es war eine Welt, in der Nullen und Einsen die himmlischsten Klänge waren und er der stille Dirigent, der sie zu reellen Symphonien verwebte. Nach einem folglich vielversprechenden Studium der Wirtschaftsinformatik und einigen Jahren in der Tech-Branche – wo er Probleme löste, bevor sie jemand bemerkte – kam der Moment der Erleuchtung. Doch nicht wie zu erwarten durch ein neues Theorem, sondern durch das unerwartete Gefühl, dass zwischen den Versen einer poetischen Strophe doch mehr Freiheit liegt, als zwischen den Klammern einer informatischen Gleichung.

Er stellte sich daraufhin die Frage, ob es im Leben nicht mehr geben könnte, als logische Algorithmen und strikte Wenn-Dann-Bedingungen. Und so kam es, dass er seinen Compiler gegen die Feder tauschte – die fest kodierten Grenzen der Informatik gegen die unendlichen Weiten des dehnbaren Wortes. Die Dichtung wurde zu seiner neuen Programmiersprache und statt Bugs zu fixen, widmet er sich nun den Tiefen der menschlichen Psyche und den Verschwurbelungen der Sprache. Der Mathematiker in ihm bezeichnete diesen Sinneswandel zunächst als eine Art existenziellen Rechenfehler, doch als angehender Literat erkannte er auch: Das Leben folgt eben nicht immer der Logik. Er begann also die Präzision der Zahlen gegen die Unschärfe der Worte zu tauschen. Wo früher Integrale auf den Papieren standen, füllen nun Metaphern die Seiten.

Seine poetischen Fabeln sind ein Zusammenspiel aus rhythmischem Feinsinn und struktureller Klarheit, in denen er beweist, dass auch in der chaotischen Welt der Verse noch Raum für mathematische Schönheit ist.